Investoreninterview
Interview Herr Karl Friedrich Lamm, TÜV Rheinland Immobilien
Forschungsprojekt MY FUTURE OFFICE
Herr Lamm, wie relevant ist das Thema Arbeitsplatzgesundheit für Sie als Bestandshalter und Bauherr von Immobilien?
Als Bestandshalter und Bauherr bedienen wir den Eigenbedarf des Konzerns. Alleine in Deutschland arbeiten mehr als 9.000 Mitarbeiter in den von uns bewirtschafteten Immobilien. Als Arbeitgeber haben TÜV Rheinland und ich persönlich natürlich ein berechtigtes Interesse an der Minimierung der Gesundheitsrisiken von Mitarbeitern.
Lässt sich die Bedeutung in Zahlen ausdrücken?
Das ist schwierig, weil nur langfristige Studien eine positive rechenbare Auswirkung belegen. Aber wenn man annimmt, dass vielleicht pro Mitarbeiter und Jahr ein Tag weniger krankheitsbedingter Ausfall festgestellt werden kann, kommen bei 20.000 Mitarbeitern weltweit 90 Mannjahre heraus. Bei einem Durchschnittsbruttoverdienst von 60.000 € p.a. ist das mit 5,4 Mio. € ein erklecklicher Betrag.
Neben harten Fakten zu Abwesenheitszeiten und Rendite gibt es weiche Faktoren wie die Zufriedenheit der Arbeitnehmer und die Attraktivität als Arbeitgeber. Wie bewerten Sie diese?
Mehrwert entsteht durch eine höhere Attraktivität des Arbeitsgebers, weil gesündere Büros hochemotional positiv besetzt sind. In der heutigen Zeit des chronischen Fachkräftemangels ist das ein eindeutiger Wettbewerbsvorteil.
Zudem sind motivierte Mitarbeiter leistungsfähiger. Eine höhere Innovationskraft und bessere Arbeitsqualität sind erwartungsgemäß als ein weiteres Ergebnis einer positiv besetzten Arbeitsumgebung zu werten.
Welche Erwartungen haben Sie an das Projekt „My Future Office“?
Eine ganz wichtige Erwartung ist, dass nicht nur der Investor, sondern der Hersteller, der Planer und der Handwerker durch diese Transparenz sensibilisiert werden. Das Kostenthema darf nicht nur aus der Perspektive der Beschaffungskosten betrachtet werden, sondern die Lebenszykluskosten spielen die entscheidende Rolle. Wird das berücksichtigt, haben letztendlich alle etwas davon.
Können Sie sich eine Beteiligung im Rahmen eines Modellprojektes vorstellen?
Ja, in einem ersten Teilprojekt wollen wir in unserem energetisch sanierten und renovierten Hochhaus in Köln, Fertigstellung leider bereits im März 2017, mit dem Sentinel Haus Institut und den Kollegen bei TÜV Rheinland eine faktenbasierte Grundlage erarbeiten, auf der man die heutige Gesundheitsqualität der Immobilie beurteilen kann. Daraus werden wir dann grundsätzliche Schlüsse für weitere Projekte ziehen.
Herr Lamm, vielen Dank für das Gespräch.
Karl Friedrich Lamm ist Geschäftsführer der TÜV Rheinland Immobilien. Das Unternehmen betreibt und verwaltet die Liegenschaften und Gebäude der TÜV Rheinland Gruppe. Aktuell sind dies etwa 140 Gebäude mit 600.000 Quadratmetern Nutzfläche in Deutschland.